Nachruf Prof. Dr. Harald Kächele

Hartmut Sommerschuh Potsdam, 13.3.2024

Nachruf für Prof. Dr. Harald Kächele

Unter seinen Freunden galt er als „Frohnatur“. Jedes Jahr war dies neu zu erleben, wenn er auf unser Abschlussveranstaltung der ÖKOFILMTOUR in Potsdam als Ehrenpräsident der Deutschen Umwelthilfe den Preis für die beste journalistische Leistung überreichte.

Auch bei unserem Podiumsgespräch, am 13. Oktober 2021 zu "100 Jahre Hoimar von Ditfurth" im Filmmuseum Potsdam, saß er trotz des ernsten Themas mit Heiterkeit auf der Bühne. Dankbar für die Begegnung mit dem Wissenschafts-Journalisten Volker Arzt neben ihm, der in den 70er Jahren an der Seite von Hoimar von Dithfurth die ZDF-Reihe „Querschnitt“ moderierte. 1978, als sich die Eltern von Kächele endlich einen Fernseher leisten konnten, hatten diese Pioniere des Umweltfernsehens zum ersten Mal mit Sendungen wie „Die Balance der Biosphäre“ und „Kippt das Klima-Gleichgewicht?“ die Gefahren der menschengemachten Klimakatastrophe beschrieben.

„Die zwei Kerle“, so Harald Kächele zu Beginn des Podiumgespräches, „waren die Helden meiner Jugend!“
Der Mut dieser beiden Journalisten und die Armut des Elternhauses formten seine Philosophie im Umgang mit Umweltthemen. „Verzichten auf überbordenden Wohlstand, dafür Zeit gewinnen“, gehörte zu seinen oft betonten Lebensmaximen. Was vermitteln eine Milliarde Europäer, denen es gut geht, den Armen der Welt, als „wertegeleitete Außenpolitik“? Sollten wir da nicht rasch auf „Weniger“ umschalten? Es sei doch gar nicht so schwer, wenn der Westen seine Ideale etwas ändert, „die Europäer der Welt dafür ein Beispiel geben.“

Natürlich nickte Volker Arzt, der alte Hase und Buchautor, an diesem Abend und fragte doch, ob das nicht ein wenig zu idealistisch ist.

Mit einem Blick der Zuversicht forschte und lehrte Harald Kächele auch als Seniorwissenschafter am ZALF Müncheberg zur “Nachhaltigen Landnutzung in Entwicklungsländern” und als Professor für Umweltökonomie an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung in Eberswalde. Unter anderem bei indigenen Völkern in Indien und Pakistan. Wie leben die? „Was ist, wenn wir auch Konsumgut durch Zeit ersetzen?“ Jeder in seiner Familie?

Unvergessen sind uns seine Diskussionen an der Eberswalder Hochschule mit den Studierenden während unser alljährlichen ÖKOFILMTOUR-Veranstaltungen.
Bereits ab 2009 war er unser treuer Verbündeter. Schon als Mitglied des Sachverständigenbeirates für Naturschutz und Landschaftspflege des Landes Berlin seit 2017, Stiftungsratsvorsitzender der Tropenwaldstiftung “Oro Verde” seit 2006 oder als stellvertretender Vorsitzender des Naturschutzbeirates des Landes Brandenburg seit 2002 hat Harald Kächele immer auch Optimismus hinterlassen.

Und er hat versucht zu leben, was er dachte:
„Ich verzichte auf die Hälfte meines Einkommens, ich habe gar kein Geld, mir teure Autos zu kaufen, aber ich habe viel Zeit.“ Angesichts seines Engagements in vielen Funktionen sicher oft ein Traum. Und doch bekamen gute Freunde von ihm zu jedem Jahreswechsel noch liebevoll mit Hand geschriebene Briefe voll guter Wünsche.

Hat er mehr als wir geahnt, dass „Zeit“ tatsächlich die wichtigste Wahrheit des Lebens bleibt? Nun ist er mit 61 Jahren gestorben. Er wird uns unendlich fehlen.
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